Donnerstag, 12. Mai 2011
Portugiesisches Japanisch
In einem, vor wenigen Tagen hier geschriebenen Blogtext, widme ich mich dem Leben und Wirken des portugiesischen Schriftstellers Wenceslau de Moraes, der einen großen Teil seines Lebens in Japan verbrachte, und sehr eng mit dem Land, seinen Menschen und ihrer Kultur verbunden war.
Aber diese enge Verbindung zwischen Portugal und Japan (port.: Japão) besteht nicht nur nach dem Wirken Wenceslau de Moraes im letzten Jahrhundert, sondern um genau zu sein, seit dem 23. September 1543.
An diesem Tag wurde die chinesische Dschunke der drei portugiesischen Kaufleute António da Mota, Francisco Zeimoto und António Peixoto, durch einen schweren Sturm auf hoher See, auf die japanische Küste geworfen.
Damals betraten diese drei Handelsmänner, als erste Europäer überhaupt, japanischen Boden.
Ihre Ankunft auf der kleinen südlichen Insel Tanegashima, in der Präfektur Kagoshima, und die im darauf folgenden Jahr 1544 durch den Seefahrer Fernão Mendes Pinto durchgeführte Expedition ins Land des Lächelns, gelten als die Meilensteine der luso-japanischen Geschichte.
Natürlich sind uns heute die Japaner um Meilen voraus, was den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt angeht!
Dies war aber nicht immer so.
Als die Portugiesen zum ersten Mal Japan betraten, zeigten sich vor allem die Japaner an den damaligen Wissensstand der Portugiesen interessiert.
In ihrer Art stets wiss- und lernbegierig, erhielten die Japaner damals zum ersten Mal, durch ihre Kontakte zu den Portugiesen, eine ungefähre Vorstellung unserer Erde, den Ozeanen, den Kontinenten und den Menschen die es damals bewohnten.
Ziemlich schnell kommen sie mit den verschiedensten Produkten und Techniken der damaligen Zeit in Verbindung, die ihnen bis dahin unbekannt waren, sei es z.B. in der Verarbeitung von Metallen, im Schiffsbau oder in der Navigation.
Sie bereichern ihre Küche mit Nahrungsmitteln die sie bis dahin nicht kannten, wie z.B. Mandeln, Feigen, Birnen, Pfirsichen, Oliven, Quitten und Trauben und auch das Huhn, die Ente und der Stallhase standen fortan auf ihrem Essensplan.
Schnell erlernen die Japaner damals auch Fremdsprachen, hier vor allem das portugiesische und das lateinische, lernen die Ölmalerei, neue Musikrichtungen und Musikinstrumente und die verschiedensten Moderichtungen und artistischen Stilrichtungen kennen.
Und auch mit der katholischen Religion, der Mathematik, dem Kriegswesen, der Geografie, dem Bauwesen, dem Buchdruck, der Medizin und der Pharmazie der damaligen bekannten westlichen Welt kommen sie durch die Portugiesen in Berührung.
Die Japaner entwickeln damals sogar eine eigene Kunstrichtung, nämlich den Nambanstil (port.: arte Namban).
Mit dem Nambanstil ahmten die Japaner erfolgreich europäische Kunsttechniken und Kunstdarstellungen nach.
Es würde ins Unermessliche gehen, würde man die Dinge aufzählen wollen, die das japanische Leben damals revolutioniert haben, aber zweifelsohne gehören z.B. die Uhr, das Glas, der Spiegel, die Wolle, die Brille, die Handfeuerwaffen, das Schießpulver und noch vieles mehr, dazu.
Noch heute sind viele Wörter und Bezeichnungen der japanischen Sprache portugiesischen Ursprungs.
So spricht der Japaner von einem „bateran“ (port.: padre), wen er von einem Pfarrer spricht, von einem „jabo“ (port.: diabo) wenn er den Teufel meint und er redet von einem „kirisutan“ (port.: cristão), dann wenn er einen Christen benennen will und von einem „rozario“ (port.: rosário) wenn er einen Rosenkranz meint.
„Bidoro“ (port.: vidro) heißt auf japanisch Glas, „birodo“ (port.: veludo) ist der Samt, „chuchin“ (port.: cetim) die Seide und ein „botan“ (port.: botão) ist ein Knopf.
Erwähnt ein Japaner das Wort „shabon“ (port.: sabão) so meint er damit die Seife, spricht er von einem „orugan“ (port.: órgão) dann meint er eine Orgel damit, redet er über „karutas“ (port.: cartas) so meint er damit Karten und mit einem „joro“ (port.: jarro) ist ein Wasserkrug gemeint.
Spricht der Japaner von „tempura“ (port.: tempero) dann spricht er von einer fantastischen frittierten und „gewürzten“ kulinarischen Delikatesse.
Viel Fantasie braucht man allerdings als Portugiese nicht zu haben, wenn man die japanischen Worte „pan“ (port.: pão / dt.: Brot), „tabako“ (port.: tabaco / dt.: Tabak), „kapitan“ (port.: capitão / dt.: Kapitän), „oranda“ (port.: Holanda / dt.: Holland) oder „sabato“ (port.: sabado / dt.: Samstag) hört.
Wie viele japanische Worte ihren Ursprung in der portugiesischen Sprache haben ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen, denn eine Sprache, zumal so eine komplexe wie die japanische, ändert sich stetig über die Jahrhunderte hinweg.
Eines ist aber sicher:
es gibt weiß Gott mehr japanische Ausdrücke die einen portugiesischen Ursprung haben, als umgekehrt.
Außer Judo, Karate, Origami, Bonsai und Sushi konnte sich leider nicht viel mehr, bis in unsere Tage, in der portugiesischen Sprache herüberretten.
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