Dienstag, 21. September 2010
Das Walfangmuseum von New Bedford
Im weltberühmten Walfangmuseum (port.: Museu da Baleação de New Bedford / eng.: The Whaling Museum of New Bedford) im amerikanischen New Bedford, Massachusetts, gibt es eine Liste der Matrosen, die 1841 auf dem amerikanischen Walfänger „Acushnet“ anheuerten, um im südlichen Atlantik auf Walfang zu gehen.
Es handelt sich hierbei um eine zweiseitige, vergilbte Liste, mit 78 Namen, deren Mehrzahl portugiesischen Ursprungs sind, die aber bereits damals amerikanisiert waren, wie etwa George Galvan (port.: Jorge Galvão), Joseph Luis (port.: José Luis), John Adams (port.: João Adão), Ennis Leeshandry (port.: Inácio Alexandre), und viele mehr.
Ein anderer Matrose, der zur Mannschaft gehörte, aber kein Portugiese war, war der Amerikaner Herman Melville.
Melville wird auf dieser Reise, im Jahre 1841, inspiriert werden, später seinen weltberühmten Roman „Moby Dick“ zu schreiben.
Seine portugiesischen Kameraden erwähnt Melville aber mit keinem einzigen Wort in seinem Werk.
Das ist nicht verwunderlich, denn genauso wie es die amerikanische Gesellschaft der damaligen Zeit es vermied, die portugiesischen „Gastarbeiter“ zu erwähnen oder gar zu beachten, so scheint es auch für einen Schriftsteller der damaligen Zeit normal gewesen zu sein, die Kameraden zu ignorieren, die eigentlich ein Teil seines weltberühmtesten Werk sein sollten.
So viel Ignoranz, totschweigen und nicht Beachtung ist, wie selbst renommierte Wissenschaftler heute sagen, ein grober Fehler der Geschichte.
Denn ohne die vielen portugiesischen Matrosen wäre der Walfang in Amerika niemals in den Ausmaßen möglich gewesen, wie er dann schließlich stattfand.
New Bedford, das über Jahrzehnte hinweg die Hauptstadt der Walfänger war, verdankte seine Vormachtstellung in der Welt vor allem den jungen Männern, die aus den Azoren, Madeira und São Vicente nach Amerika kamen, um hier die erste amerikanische Industriealisierung, der der Walfang war, zu ermöglichen.
Nur Dank dieser jungen, mutigen Männer konnte New Bedford, und der ganze Staat Massachusetts, florieren.
Außer den einen oder anderen Namen auf einer Liste, wie der der „Acushnet“ hatte bis jetzt selbst das renommierte Walfangmuseum von New Bedford nichts vorzuweisen, was die Portugiesen dieser Zeit in Amerika, anging.
Aber dies wird sich ab jetzt ändern!
Im New Bedford Whaling Museum wurde diese Woche, in einem Extraraum des Museums, die „Azorean Whalemen Gallery“ (port.: Galeria dos Baleeiros Açorianos / dt.: Galerie der Azoreanischen Walfänger), eine permanente Ausstellung eröffnet, die all die Männer ehrt, die über Jahrzehnte hinweg von der amerikanischen Gesellschaft totgeschwiegen wurden und die doch so bedeutend für die amerikanische Geschichte waren.
Dem New Bedford Whaling Museum kann man, nach dem Motto: „lieber spät als nie!“ für diese permanente Ausstellung über portugiesische Walfänger, der ersten überhaupt in Amerika, nur gratulieren!
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