Samstag, 29. Mai 2010

Telefonkrieg


Der Vetrag von Tordesilhas (port.: Tratado de Tordesilhas / span.: Tratado de Tordesillas), im Jahre 1494 zwischen Portugal und Spanien abgeschlossen, teilte die damals „schon entdeckte und noch zu entdeckende Welt“ zwischen den beiden Königreichen „gerecht“ auf.
Was damals, Ende des 15. Jahrhunderts, die zwei Weltmächte Portugal und Spanien dazu bewegte eine imaginär Grenzlinie auf dem neuen Globus zu ziehen, und somit die Weltkugel in zwei Hälften zu teilen, waren die zu erwartenden Geschäfte und der lukrative Handel den die „noch zu entdeckende Welt“ wohl den beiden Nationen zu bieten hatte.

Damals waren Portugal und Spanien nämlich die einzigen Länder, die sicher daran glaubten, das die Welt rund sei, und nicht etwa eine flache Scheibe, so wie es andere Nationen, wie die deutsche, die englische oder die französische zu dieser Zeit fest behaupteten.

Und so war diese Aufteilung der Welt, in einen portugiesischen und in einen spanischen Machtbereich, so gesehen, der größte „Handelsvertrag“ der damaligen Welt, obwohl es die Welt, so wie wir sie heute kennen, damals noch gar nicht gab, oder besser gesagt, keiner konnte wissen das es sie gab.
Aber Portugal und Spanien ahnten damals schon, zwei Jahre nach der Entdeckung Amerikas, das diese Welt rund, immens groß und wertvoll sein musste.

Aber genauso wenig wie die Spanier sich dann im laufe der Jahre an den Vertrag von Tordesilhas hielten, genauso wenig halten sich die Spanier heute oftmals an Verträgen die in unserer Zeit abgeschlossen werden.

Eines dieser Verträge, ist der zwischen den zwei iberischen Telefongiganten Portugal Telecom (PT) und Telefónica España, abgeschlossene Vivo-Vertrag.
In diesem Vertrag gründen die zwei Widersacher gemeinsam im Jahre 2001 den Mobilfunkanbieter Vivo in Brasilien und teilten sich bis dato die Kontrolle über den boomenden Telefonmarkt in Brasilien.

Bis jetzt funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den beiden iberischen Telefonanbietern eigentlich recht gut.
Aber nun, in Zeiten einer weltweiten Krise, will sich Spanien Vivo ganz einverleiben, und sich das Brasiliengeschäft alleine unter den Nagel reißen.
Ein Zusammenschluss von Vivo und Telefónica würde für die Spanier Gewinne in Milliardenhöhe bringen, zumal damit zu rechnen ist, das der Markt in Brasilien, mit der Fußballweltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016, ins unermessliche steigen wird.

Da ist es klar, dass sich die portugiesische Telecom aus diesem Geschäft nicht rausdrängen lassen will, schließlich ist auch in Portugal die Krise angekommen.
Als gleichberechtigter Partner der Spanier weigert sich Portugal Telecom seine Aktien an die Spanier zu verkaufen.

Wie jeder Spanier, so sind auch die Manager von Telefónica, es nicht gewohnt von Portugiesen ein „Nein“ zu erhalten.
Und so droht jetzt Telefónica offen mit einer feindlichen Übernahme von Portugal Telecom, an der sie immerhin mit 10% beteiligt sind, wenn Portugal nicht einlenkt.
Ein „Telefonkrieg“ droht, wie die portugiesische Tageszeitung „Publico“ in ihrer gestrigen Ausgabe schrieb.

Der Vorstandsvorsitzende von Portugal Telecom, Zeinal Bava, hat heute aber verlautbaren lassen, das er sich keinesfalls dem Druck der Spanier beugen wird, und für diesen „Telefonkrieg“ gewappnet ist.
Er weiß das die meisten portugiesischen Großaktionäre, wie die beiden Banken Banco Espirito Santo und Caixa Geral de Depósitos, fest hinter ihm stehen, ebenso wie die portugiesische Regierung, um nicht zu sagen ein ganzes Volk.

Eines wird bei dieser Auseinandersetzung leider mal wieder klar:
Hier geht es nicht nur um Wirtschaftspolitik, sondern hier geht es wieder einmal darum das Spanien sich nicht an Verträge hält, Abmachungen aus nationalem Stolz ignoriert und das sie, wie schon so oft in der Geschichte, Portugal einfach übergehen wollen.

Aber im Gegensatz zu den Zeiten als der Vertrag von Tordesilhas abgeschlossen wurde, gibt es heute keine „noch zu entdeckende Welt“ mehr.
Die Welt, zumal die wirtschaftliche, ist heute demaskiert, so demaskiert wie Telefónica España sich in diesem Fall präsentiert.

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