Donnerstag, 5. November 2009
Zwei ganz besondere Picknicktische
Zwei marmorne Grabsteine wurden seit mehreren Jahren in dem Picknickpark „Nóssa Senhora da Estrela“ in Seixa da Beira, einem Dorf der Gemeinde Oliveira do Hospital im Distrikt Coimbra, Zentralportugal, als Tischplatten für die Picknicktische benutzt.
Erst jetzt wurde diese Tatsache, bei Erweiterungsarbeiten in dem Park, entdeckt.
António Inácio, der Bürgermeister des kleinen Dorfes in dem der Picknickpark liegt sagte der portugiesischen Nachrichtenagentur LUSA, das erst jetzt, als der Park mit weiteren Tischen vergrößert werden sollte, den Mitarbeitern der Stadt aufgefallen sei, das an den beiden Marmorsteinen, noch deutlich die Namen und Daten der Verstorbenen zu lesen seien.
Da die Inschriften der Steinplatten aber nach unten gedreht waren, mussten sie unbemerkt Jahrelang als Picknicktische herhalten.
Als der Bürgermeister, ironischer Weise von Beruf selbst Steinmetz, seinerzeit die Steinplatten als Spende an die Stadt annahm, um besagten Picknickpark aufbauen zu helfen, konnte er nicht wissen, so António Inácio, das es sich bei den aus Marmor bestehenden Steinplatten um Grabsteine handelte.
Viele, vor allem Kirchenmänner, sind über derart Pietätlosigkeit so schockiert und entsetzt, das sie nun sogar fordern den ehemaligen Spender der Grabsteine zu outen.
Nun, es mag vielleicht manchen schockieren, jahrelang sein Steak oder sein gegrilltes Würstchen auf einer Grabplatte zu sich genommen zu haben.
Aber ich frage mich allen ernstens, worin das Problem besteht?
Schließlich ist es z.B. eine alte katholische Tradition, die noch vielerorts in den Dörfern und Städten Nordportugals praktiziert wird, das an jedem 01. November, dem Allerheiligenfest, ganze Familien sich auf die Friedhöfe begeben, um dort mit ihren toten Verwandten ein Mahl zu sich zu nehmen und um ihnen dort an diesem Tag „Gesellschaft“ zu leisten.
Auch in vielen Teilen Italiens, Spaniens und Polens ist die Tradition, an Allerheiligen an den Gräbern seiner Liebsten sein essen zu sich zu nehmen, weit verbreitet.
Wenn also die Katholische Kirche, solche Essen auf den Friedhöfen ganz offiziell zulässt, ja sie sogar fördert, was hat dann die Kirche dagegen, das zwei alte, nicht mehr benutzte Grabsteine, lange Zeit als Tischplatten in einem Picknickpark dienten?
Ich war noch nie in Seixa da Beira, und habe dort im Picknickpark gegessen.
Aber ich bin mir sicher, dass wenn ich es jemals getan hätte, ich keinerlei Probleme damit gehabt hätte an den Tischen zu sitzen, deren Platten ein Andenken an zwei Verstorbene Menschen sind, die vielleicht als Lebende ein Beispiel für die Menschheit waren.
Pietätlos, liebe Katholische Kirche, ist es nicht ehemalige Grabsteine als Tischplatten zu benutzen, sondern die Gräber auf den Friedhöfen verwahrlosen und verwildern zu lassen!
Das ist Pietätlos!
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