Mittwoch, 30. September 2009
Von Dichtern und ihrem Glauben
Lesen sie gerne Prosa?
Ich muss gestehen, ich nicht!
Aber dieser Tage habe ich mir das Buch „Viagens na minha terra“ (port.: Reisen durch mein Vaterland), des Dichters und Dramaturgen João Baptista da Silva Leitão de Almeida Garrett, hier in Portugal auch einfach nur Almeia Garrett genannt, endlich aus meinem Bücherregal genommen, und angefangen es zu lesen.
Eigentlich steht das Werk Almeida Garretts bestimmt schon drei oder vier Jahren in meinem Bücherregal, aber wie es nun einmal so ist:
schwere Lektüre, hebt man sich gewöhnlich „für später“ auf.
Aber diesmal, auf der Suche nach etwas lesbarem in meinem Bücherschrank, geriet mir besagtes Buch in die Hand, und ich habe beschlossen es zu lesen.
Bei „Viagens na minha terra“ handelt es sich einerseits um einen Liebesroman und andererseits um einem romantischen Reisebericht über Portugal, beides in Verbindung mit vielen politischen Kommentaren, welches Almeida Garrett 1846 schrieb.
Denn Almeida Garrett war nicht nur Poet, sondern auch Politiker, und für einige Zeit sogar portugiesischer Außenminister.
In einem Kapitel von „Viagens na minha terra“ schreibt Garrett folgende Worte, die ich heute mit großem Interesse las, und die ich hier gerne übersetzen möchte:
Übersetzung:
„Seit dem ich denken und lesen kann, bewundere ich die „Lusíadas“, die mich bewegen, zum weinen bringen und die mich stolz machen, dieses Werk das auf dieser Welt das Größte ist, nach „Der Göttlichen Komödie“ und dem „Faust“.
(Original: „Desde que entendo, que leio, que admiro Os Lusíadas, enterneço-me, choro, ensoberbeço-me com a maior obra de engenho que apareceu no mundo, desde a Divina Comédia até ao Fausto.“)
Weiter schreibt er:
Übersetzung:
„Der Italiener (Dante) besaß den Glauben an Gott, der Deutsche (Goethe) glaubte an den Zweifel, der Portugiese (Camões) aber glaubte an sein Vaterland.
Man muss an etwas glauben, um groß zu sein – nicht nur der Poet – jeder von uns kann etwas großes hervorbringen.“
(Original: „O italiano tinha a fé em Deus, o alemão no cepticismo, o português na sua pátria. É preciso crer em alguma coisa para ser grande - não só poeta - grande seja no que for.“)
Zu Almeida Garrett sei noch zu sagen, das er am 04. Februar 1799 in der Stadt Porto geboren wurde. Er verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend auf der Azoreninsel Terceira, auf die seine Eltern mit ihm und seinen vier Geschwistern geflohen waren, als die napoleonischen Truppen seine Heimatstadt 1807 besetzten.
Almeida Garrett war das, was man heute wohl einen Allroundtalent nennt.
Er schrieb Romane („Helena“, „O Arco de Santana“), Gedichtbände („Dona Branca“, „Folhas caídas“), Tragödien („Catão“, „Mérope“), Dramen („Frei Luis de Sousa“, „Um Auto de Gil Vicente“), Komödien („Filipa de Vilhena“, „A sobrinha do Marquês“), verfasste politische Reden („Manifesto das Cortes Constituintes à Nação“) und schrieb eben auch Reiseberichte, wie das schon erwähnte „Viagens na minha terra“.
Almeida Garrett verstarb am 09. Dezember 1854 in Lissabon, nach einem schweren Krebsleiden.
Seine Werke aber sind bis heute unsterblich.
Sein Einfluss auf die portugiesische Literatur war und ist noch immer sehr beachtlich.
Von allen großen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts ist er derjenige, der heute, vor allem auch von der jüngeren Generation, am meisten gelesen, studiert und geachtet wird.
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