Samstag, 1. August 2009
Einst in aller Munde
Kennt jemand in Deutschland noch Chlorodent?
Chlorodent war die erste deutsche Zahncreme. Sie wurde 1907 in Dresden erfunden und ist heute leider vom Markt verschwunden. Anders verhält es sich beim Pionier der Zahnpflege in Portugal: Die legendäre „Pasta Couto“ wird nun schon seit mehr als 77 Jahren in Porto nach unveränderter Original-Rezeptur hergestellt - und wirkt so frisch wie am ersten Tag.
Eigentlich ist es ein Wunder, dass es sie überhaupt noch gibt: Die kleinen, in orangefarbenen Pappkartons verpackten Tuben der „Pasta Dentrífica Couto“. Die „Pasta Couto“ sieht und schmeckt heute genauso aus wie 1932, als sie in Porto von dem Apotheker Alberto Ferreira Couto entwickelt wurde. Die medizinische Wirkung der „Pasta Couto“ ist bis heute unbestritten. Doch Alberto Ferreira Couto war nicht nur Apotheker, sondern auch Kaufmann. So sorgte er durch die Beigabe von Pfefferminze und Thymian dafür, dass seine „Pasta Couto“ auch gut schmeckte. Durch diese Zutaten wurden die Kunden zur regelmäßigen Zahnpflege animieren.
Die Zahnpasta aus Porto mag heute nostalgisch und altmodisch erscheinen: Die anti-septische Wirkung ihrer 13 Zutaten (u. a. Calcium, Eugenol, Pfefferminze, Menthol, Thymian und Kaliumchlorid) aber, ist auch heute unbestritten. Alle Inhaltsstoffe sind nicht-tierischen Ursprungs, helfen insbesondere bei Entzündungen und Zahnfleischproblemen und die Zahnpasta kann bei akuten Fällen auch direkt in der Mundhöhle aufgetragen werden.
Über Jahrzehnte war die Zahnpasta Couto eines der berühmtesten Markenprodukte in Portugal. Aber diese Zeiten sind leider vorbei. Denn längst haben internationale Marken wie Colgate und Co. die Führung übernommen - und machen den einstigen Primus Couto zu einem Ladenhüter. Doch selbst als Ladenhüter lebt die „Pasta Couto“ weiter: Vor allem, weil die Marke noch so fest im Gedächtnis der Portugiesen verankert ist. Aber auch, weil der immer noch in Familienbesitz befindliche Hersteller sein Produkt nie verändert hat - Couto bleibt Couto, auch wenn sich der Name der Zahnpasta im Jahr 2001 geringfügig ändern musste.
Eine Gesetzesänderung der Europäischen Union (natürlich) war es, die diese Namensänderung bewirkte - und den Hersteller in eine existenzielle Krise stürzte. Die neuen Richtlinien sahen vor, dass Couto seine Zahncreme nicht mehr als „medizinisches“ Produkt bezeichnen durfte. Damit verlor die von „Pasta Medicinal“ auf „Pasta Dentrífica“ umbenannte Zahnpasta auch ihr Alleinvertriebsrecht in Apotheken. Doch es kam noch dicker: Die Produktion der „Pasta Couto“ fiel 2001 für ein halbes Jahr komplett aus - viele Portugiesen rechneten damals schon mit dem Aus für ihre Traditions-Zahnpasta.
Heute, im Jahre 2009, geht es wieder langsam aufwärts mit der „Pasta Couto“. Der Absatz stabilisiert sich auf 500.000 Packungen pro Jahr - noch im Jahre 1998 wurde die doppelte Menge verkauft.
Doch ganz leicht zu finden ist die Zahnpasta heute nicht mehr. In Portugal wird die Zahncreme vor allem in kleinen Läden und ausgewählten Apotheken vertrieben (unter anderem auch im Traditions-Shop „A Vida Portuguesa“ in Lissabon). Mit den großen Supermarktketten wurde sich die Firma Couto nie einig. Der Preisdruck hätte der Qualität der Zahncreme geschadet. In Deutschland führt unter anderem das Berliner Spezialhaus „The Different Scent“ die Couto-Zahncreme. Man kann sie aber heutzutage, im Zeitalter des Internets, auch online bestellen.
Die Mitarbeiter der Firma Couto würden sich über Kundenzuwachs aus Deutschland freuen!
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