Mittwoch, 8. Juli 2009
Nur die Alten bleiben zurück
„Portugal é Lisboa e o resto é paisagem” – (Portugal ist Lissabon und der Rest ist Landschaft), so lautet ein altes portugiesisches Sprichwort.
Er ist sicherlich von Lissabonnern in die Welt gesetzt worden, und auf eine vereinfacht Art und Weise zeigt er wie „größenwahnsinnig“ eigentlich die Bewohner der Hauptstadt sind, die wirklich glauben, hier in Portugal die Krönung der Schöpfung zu sein.
Aber auf eine bestimmt Weise, steht dieser alte Spruch auch für ein ernstes Problem; nämlich das Problem der Landflucht und der Verödung der alten Dörfer im ländlichen Nord- und Südportugal. Die großen urbanen Zentren an der Küste, vor allem Lissabon, Porto, Almada, Setúbal und Faro wirken wie Magnete auf das traditionell, vernachlässigte Hinterland, aus dem viele junge Leute leider noch heute wegziehen. In den alten Dörfern bleiben nur die Alten zurück.
Der Weggang der jungen, arbeitsfähigen und zukunftsorientierten Menschen aus der Provinz in die Städte, macht aus Portugal ein zweigeteiltes Land:
Während die Städte an der Küste wachsen und prosperieren, auch in Zeiten weltweiter Wirtschaftskrise, verödet das Landesinnere.
Lange war die Landwirtschaft des Hinterlandes die Haupteinkommensquelle Portugals. Doch die wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors, vor allem des Tourismus, leiteten einen tief greifenden sozialen Wandel ein: Immer mehr Menschen wandern auf der Suche nach Arbeit in die Städte ab.
Schon heute Leben 50% der portugiesischen Bevölkerung, also die Hälfte, in den beiden Großräumen von Lissabon und Porto!
Umgekehrt heißt das: die ländlichen Regionen wie der Minho, Trás-os-Montes, die Beira Alta, die Beira Baixa und der Alentejo veröden und sterben aus. Das führt dazu das das architektonische Erbe verfällt, Schulen werden aus Mangel an Schülern für immer geschlossen, die landwirtschaftliche Arbeit verschwindet, der Rückgang der Artenvielfalt (Biodiversität sagt man glaube ich in Deutschland dazu) schreitet voran, genauso wie die Erosion.
Es gibt Dörfer und Gemeinden in Nordportugal, die bestehen das ganze Jahr über nur aus 10 bis 12 Rentner. Erst im Sommer, wenn Ferienzeit ist, kommen ihre Kinder und Kindeskinder aus Frankreich, Deutschland und den Niederlande zurück, wo sie das ganze Jahr über als Gastarbeiter leben, und verbringen die Sommerferien „na terra“, auf dem Land, mit ihnen.
Nun hat man das Problem langsam erkannt und mit Hilfe der Europäischen Union will man nun kräftig in die Infrastruktur investieren, um junge Leute wieder in den alten Ortschaften anzusiedeln.
Bleibt nur zu hoffen, dass es dafür nicht schon ein bisschen zu spät ist.
Hi Paulo,
AntwortenLöschenich hoffe der EU gelingt es, weil ich ja eine richtige Städterin bin und für mich aufs Land zu gehen, ich es mehr mit Urlaub verbinde.
Aber, wenn es einmal so attraktiv gemacht wird, dass man auch auf dem Land Vieles hat und, dass man nicht wegen jedem Kram mit dem Auto fahren muß, dann lasse ich gerne mit mir reden.
Ich glaube aber, dass es vielleicht meine Enkelchen mitbekommen werden. Meine Generation wird das nicht so mitbekommen, glaube ich.
Schöne Grüße,
CarMar