Mittwoch, 1. Juli 2009
Kunst für den Papierkorb
Im vorherigen post mit dem Namen „Donnerstag nachts im Campo Pequeno“ habe ich über den Spektakel berichtet, der sich jeden Donnerstagabend, und manchmal auch an Samstagen und Sonntagen, in den einzelnen Stierkampfarenen des Landes ereignen und der vielen Portugiesen als das höchste Gut ihres Brauchtums gilt.
Wie von mir beschrieben, so gibt es zwei Typen von Menschen, wenn es um den Stierkampf geht.
Nämlich der Typ, der den Stierkampf abgöttisch liebt und sich als „aficionado“ (Stierkampfliebhaber) öffentlich bekennt.
Und dann der Typ, der jegliche Form des Stierkampfes als barbarischen Akt bezeichnet und als grausame Tierquälerei abtut.
Wie ich so schön zu sagen pflege:
„Jedem das seine – mir das meiste!“
Es steht mir nicht zu die Meinung anderer zu kritisieren.
Aber ich erlaube es auch keinem, mich zu „missionieren“.
Worüber es aber keine Meinungsverschiedenheit geben sollte, sind die in ganz Portugal und Spanien berühmten „cartazes“ die extra für den Stierkampf gezeichnet und gemalt werden.
Diese „cartazes“ stellen Szenen aus dem Stierkampf, bzw. Szenen aus dem Leben der Stiere und der „toureiros“ dar.
Ein „cartaz“ ist nichts weiter als eine Info, auf dem das Datum des nächsten Stierkampfes abgedruckt ist, und die Namen der „toureiros“ und der „forcados“.
Was diese Infos allerdings so besonders macht, ist die künstlerische Art und Weise wie sie gestaltet werden. Manche von ihnen sind richtige Kunstwerke.
Ein „cartaz“ kann die Größe eines DIN-A5-Blattes haben, und wird dann in einen Briefkasten eingeworfen, aber er kann auch 10 x 30 Meter groß sein, und hängt dann an verschiednen Häuserwänden oder an der Arena selbst, um den nächsten Stierkampf anzukündigen.
Es gibt in Portugal und Spanien Zeichner, Maler und Druckereien, die sich auf diese Art der Kunst regelrecht spezialisiert haben.
Wer jemals, bei einem Besuch in Lissabon, Santarém oder Vila Franca de Xira, diese überdimensionalen „Gemälde“ gesehen hat, kommt so leicht aus dem Staunen nicht heraus.
Aber, ob ein „cartaz“ nun so groß ist wie ein Blatt Papier, die Größe eines Plakates hat, oder vielleicht doch die Größe einer ganzen Hauswand besitzt; eines haben sie alle gemeinsam:
nach dem Stierkampf enden sie alle im Papierkorb.
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