Samstag, 27. Juni 2009

Vom Elbtal ins Sintragebierge
















Wie ich heute den hiesigen Nachrichten entnehmen konnte, hat die UNESCO ihre Drohung tatsächlich wahr gemacht und das Dresdner Elbtal von der Welterbeliste gestrichen.

Somit ist das Dresdener Elbtal kein Weltkulturerbe mehr.
Das UNESCO-Welterbekomitee hat es gestern, 25.06.2009, bei seiner Sitzung im spanischen Sevilla von der Liste gestrichen.

Der Grund für die Aberkennung ist der umstrittene Bau der so genannten Waldschlösschenbrücke (wie kann etwas mit so einem schönen Namen, der Grund für so einen großen Verlust sein?).
Seit 2006 führte die UNESCO das Elbtal auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten, und trotzdem wurde nichts gegen eine drohende Aberkennung unternommen. Soweit ich mich erinnern kann, hatte die UNESCO schon im vergangenen Jahr Dresden mit der Aberkennung des Titels gedroht, wenn die Stadt auf den Bau der vielspurigen Autobrücke nicht verzichtet.
Aber es wurde fleißig weiter gebaut.
Ich glaube ganz Dresden und Sachsen haben geglaubt, das die UNESCO es niemals wagen würde ihnen den Titel abzuerkennen.
Selbst ich, hätte niemals gedacht dass die UNESCO zu so einem drastischen Schritt fähig wäre.

Diese Blamage hätte aber verhindert werden können, wenn man nur einen Tunnel anstatt der Brücke gebaut hätte. Somit ist die Entscheidung der UNESCO zwar traurig, aber konsequent, nachdem die Stadt Dresden trotzig am Weiterbau der Brücke festgehalten hat. Angesichts der Verletzung der geltenden Kriterien, auch von Deutschland damals mitunterschrieben, hatte die UNESCO-Kommission bei ihrer Entscheidung keine andere Wahl.

Jetzt fängt das große Lamentieren an. Viele bedauern auf einmal die Entscheidung der UNESCO, und würden am liebsten alles wieder rückgängig machen.
Zu recht!
Denn da gibt es Länder in der dritten Welt, die kaum finanzielle Mittel zur Verfügung haben, und es dennoch schaffen ihre Weltkulturstätten zu erhalten. Und dann kommen da das Kulturland Sachsen und die Kulturnation Deutschland, die sich dem Denkmal- und Naturschutz verschrieben haben, und bringen es nicht einmal fertig mit der UNESCO zu einer Einigung zu kommen.

Im Fernsehen habe ich die Oberbürgermeisterin (die Dame ist, glaube ich, von der CDU) sagen hören, das die Aberkennung des Titels zwar ein großer Verlust sei, aber das die Touristen weiterhin Dresden, ob mit oder ohne Titel, besuchen kommen würden. Da sei sie sich ganz, ganz sicher.

Nun Frau Oberbürgermeisterin, das ist so wie mit dem Christstollen. Natürlich kann man ihn auch ohne Rosinen backen, aber schmeckt er dann noch genauso gut? Und, ist er dann überhaupt noch ein original Dresdner Christstollen? Ich wäre mir da nicht so sicher!

Ich bin felsenfest der Meinung, Deutschland hat sich mit dem Bau dieser Brücke selbst einen riesigen Bärendienst erwiesen, aber der übrigen Welt einen großen Gefallen damit getan.

Warum?

Nun, die Nationen, die bis jetzt dachten, die UNESCO wäre nichts weiter als eine Papiertigerversammlung, wissen jetzt, dass dem nicht so ist.

Wir haben hier in Portugal mit dem malerischen Sintra und dem urigen Sintragebierge ein Kultur- und Naturwelterbe, dass immer häufiger bedroht wird, mit Neubauten zugebaut zu werden, obwohl es ein klares Verbot dazu gibt. Bis jetzt ging die Stadt Sintra sehr lasch mit diesem Verbot um.
Aber spätestens seit heute, wird sich jeder im Rathaus von Sintra zwei Mal überlegen, wenn er demnächst wieder ein Bauprojekt genehmigt.
Somit glaube ich, ist also der Verlust von Dresden, ein Gewinn für Sintra und all die anderen Kultur- und Naturerben der Welt die meinen, sie können mit dem Erbe einfach so umgehen wie es ihnen passt!
Nicht umsonst heißen die Titel „Weltkulturerbe“ und „Weltnaturerbe“. Es ist ein Erbe das wir intakt an unsere Kinder und Kindeskinder überall auf der Welt weiterreichen müssen!

Aber wenn man es sich richtig überlegt, dann hat Deutschland gestern nicht nur Pech gehabt.
Zwar wurde dem Elbtal der Titel Weltkulturerbe aberkannt, aber dafür konnte das Wattenmeer als neues Naturwelterbe in die Liste der UNESCO aufgenommen werden.

1 Kommentar:

  1. Hallo Paulo,

    also ich finde diese Entscheidung nicht richtig. Wenn es ein Weltkulturerbe war, dann sollte man es auch lassen.
    Da finde ich die UNESCO ganz schön pingelig in dieser Hinsicht.

    Da bin ich mal gespannt wie es dann mit dem Wattenmeer kommt....
    Na ja, wenn mal am Wattenmeer ein Strandkorb zu viel hinkommt da müssen die Friesen aufpassen, sonst bekommen sie den Titel wieder aberkannt ;-)

    CarMar

    AntwortenLöschen