Mittwoch, 27. Februar 2013
Trotz aller Umfragen: Ich fühle mich als Europäer!
Laut einer dieser Woche veröffentlichte Umfrage der Europäischen Union, die als Grundsatzfrage den positiven oder negativen Wert Europas für das persönliche Leben jedes einzelnen Bürgers der EU hatte, fühlen sich nur 59 % der Portugiesen als wahre Europäer.
Keine Ahnung ob sich die anderen 41 % meiner Landsleute eher als Asiaten, Afrikaner oder Australier fühlen – Fakt ist aber, das sich noch nie so wenige Portugiesen mit der EU identifizieren konnten.
Ich selber, der ich so viele Jahre im Ausland gelebt habe, fühle mich durch und durch als Europäer.
Für die, die genauso fühlen und denken wie ich, sind der freie Personen- und Warenaustausch zwischen den einzelnen Ländern der EU (27 %), der Frieden in Europa (12 %) und der, trotz aller aktuellen Schwierigkeiten, vorhandene soziale Frieden (10 %) die wichtigsten Argumente um an das politische Europa zu glauben.
Wir Portugiesen sind von Natur keine geborenen Europäer – weiß Gott nicht!
Zwar segeln wir seit Jahrhunderten in der Weltgeschichte herum und haben seit Generationen mit Menschen aller Hautfarben und Kulturen auf allen Kontinenten zu tun, aber erst seit wenigen Jahrzehnten lernen wir auch mit unseren direkten europäischen Nachbarn umzugehen.
So ist, statistisch gesehen, zurzeit nur jeder fünfte Portugiese (20 %) jemals im europäischen Ausland gewesen, und nur 28 % haben in ihrem Bekannten-, Kollegen- bzw. Freundeskreis eine Person aus einem EU-Land.
Nur 13 % haben jemals eine nichtportugiesische Zeitung oder Zeitschrift gelesen oder ein ausländisches Fernsehprogramm gesehen.
Aber das Ergebnis der Umfrage, die am meisten aufhorchen lässt ist, dass heute 14 % der Portugiesen mit Europa nichts mehr anfangen können, bzw. in der Institution der Europäischen Union für sich keinerlei Nutzen oder Zukunft mehr sehen.
Das sind Zahlen, die weit unter dem EU-Durchschnitt liegen!
Angesichts dieser Zahlen, die das Resultat einer schlechten Europapolitik und einem miserablen Management der Euro-Krise sind, müssen sich einige Politiker hier in Lissabon aber auch so mancher Europaabgeordneter in Brüssel, überlegen, ob sie die bisherige Europapolitik fortführen wollen und können.
Brüssel hat seinen Bürgern offene Grenzen, eine gemeinsame Währung und Handels- und Reisefreiheiten geschenkt, ihnen auch das allgemeine Gefühl von Wohlsstand vermittelt, aber es kläglich verpasst, seine Bürger für schwere Zeiten zu solidarisieren und zu motivieren!
Die bittere Lektion, die leider aus dieser Politik zu ziehen ist:
Brüssel hat seine Bürger zu richtigen Europagegnern gemacht!
Samstag, 16. Februar 2013
World Press Photo 2013
Am gestrigen Freitag, den 15. Februar 2013, hat die unabhängige Jury der World Press Photo Organisation, deren Anliegen es seit 1955 ist, die Arbeit professioneller Fotojournalisten und Bildredakteure zu unterstützen, in Amsterdam die World Press Photos 2013 ausgezeichnet.
Der erste Preis, in der Kategorie „Daily Life“ (port.: „Vida Quotidiana“ / dt.: „Alltag“), ging dieses Jahr an den 25 Jahre alten portugiesischen Fotografen Daniel Rodrigues.
Das Foto, das Daniel Rodrigues den Sieg brachte, wurde von ihm im März 2012 in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau (port.: Guiné-Bissau) geschossen und zeigt eine Gruppe fußballspielender Kinder auf einem Sandplatz inmitten des Dorfes Dolumbi.
Rodrigues hatte im Frühjahr 2012 in Guinea-Bissau an einer humanitären Mission teilgenommen.
Er, der er ein ausgesprochener Freund Afrikas ist, hielt sich damals für gut einen Monat fotographisch in der ehemaligen portugiesischen Kolonie auf und bereiste auch nebenbei Mali.
In Mali saß er, eher unfreiwillig, dann auch für zwei Wochen fest, da malische Truppen den Flughafen der Hauptstadt Bamako nach einem Staatsstreich besetzten und er damals nicht ausfliegen konnte.
Da niemand Interesse an seiner Arbeit zeigt, wurde keines seiner Fotos, die er bei dieser Reise durch Westafrika machte, damals von einer Zeitung oder Zeitschrift gedruckt.
Auch sonst scheint der junge Fotograf beruflich wenige Aufmerksamkeiten auf sich gezogen zu haben.
So kam es, das Daniel Rodrigues Anfang September arbeitslos wurde und er bis heute keine Anstellung gefunden hat.
Er wird jetzt Anfang März wieder nach Guinea-Bissau reisen.
Erneut will er wieder an einer neuen humanitären Mission im Dorf Dolumbi teilnehmen. Diesmal wird er sich aber nur der Mission widmen und nicht fotografieren.
Nicht das er nicht gerne fotografieren würde – im Gegenteil!
Leider ist ihm dies aber im Augenblick nicht möglich.
Denn, um die laufenden Rechnungen und Ausgaben der letzten Monate zu begleichen, hat er seine Kamera und seine gesamte Fotoausrüstung verkaufen müssen!
Und so kommt es, dass der diesjährige Gewinner des World Press Photos, noch nicht einmal eine Kamera hat um seiner Leidenschaft und seinem Beruf, dem fotografieren, nachzugehen.
Er selbst hofft ja, dass sich jetzt mit dem Gewinn des World Press Photo-Wettbewerbes, sich beruflich etwas für ihn ändert.
Zu wünschen wäre es ihm!
Donnerstag, 14. Februar 2013
Kosmische Grüße von der ISS
Der kanadische Astronaut Chris Austin Hadfield, der schon mit den Raumfähren „Atlantis“ und „Endeavour“ um die Erde geflogen ist, befindet sich derzeit wieder im All.
Zusammen mit seinem us-amerikanischen Kollegen Thomas Marshburn und dem Russen Roman Romanenko bilden die drei die aktuelle Crew der ISS (engl.: International Space Station / dt.: Internationale Raumstation / port.: Estação Espacial Internacional), die 350 km über unser aller Köpfe schwebt.
Hadfield hat ein ausgefallenes Hobby.
Er hat die Angewohnheit die Welt von oben zu fotografieren und dann diese Fotos bei Twitter oder facebook mit seinen Freunden zu teilen.
Am gestrigen Mittwoch, den 13. Februar 2013, ist er wieder einmal seinem Hobby nachgegangen, und hat einige Bilder ins soziale Netz gesetzt.
Unter anderem veröffentlichte er dabei auf Twitter ein Bild, der portugiesischen Hauptstadt bei Nacht.
Das Foto zeigt das hell erleuchtete Lissabon, seine Vororte Estoril, Cascais, Sintra und ein Teil der südlich von der Hauptstadt gelegenen Setubal-Halbinsel (port.: Peninsula de Setúbal), sowie rechts den nicht beleuchteten Tejo und links davon den ebenfalls nicht beleuchteten, dunklen Atlantik.
Deutlich sind auf dem Foto die zwei Tejobrücken, der Monsantopark (port.: Parque de Monsanto), die grüne Lunge der Stadt, und auf der südlichen Tejoseite die Städte Almada, Seixal, Montijo und Barreiro zu sehen.
Der Blick vom Weltall auf unsere Erde ist immer imposant und traumhaft schön!
Astronauten, die von ihrem Weltraumausflug zurückkehren schwärmen noch Jahrzehnte nach ihrem Aufenthalt im All davon.
Umso schöner ist es da, dass Chris Austin Hadfield uns Normalsterbliche an diese einzigartigen Ausblicke teilhaben lässt.
Wer Hadfield auf Twitter verfolgen will: Chris Hadfield @Cmdr_Hadfield
Freitag, 8. Februar 2013
Schleudersitz Premierminister in der Ersten Republik
Vom Ende der Monarchie, am 05. Oktober 1910, bis zum Staatsstreich, am 28. Mai 1926, gab es in 16 Jahren insgesamt 44 republikanische Regierungen (port.: governos repúblicanos), die von 35 verschiedenen Ministerpräsidenten (port.: Presidentes do Ministério) und Juntas geführt wurden.
Als die Republik in Portugal ausgerufen wurde, versprachen die Republikaner dem Volk, unter anderem, Frieden, Fortschritt, Ordnung und Stabilität, aber sie brachten der Nation nur Chaos.
Zwar wurden ein paar wenige Reformen durchgeführt, doch die damals so dringend für das Land erforderliche Agrarreform blieb aus.
Der Parteieinstreit der unter sich gespaltenen Republikaner, revolutionäre Unruhen, Streiks, politische Korruption und die anhaltende Finanzkrise verhinderten damals eine stabile Regierungsbildung.
Die Namen der Männer, die damals auf dem Schleudersitz eines Ministerpräsidenten saßen, und die viele heute, selbst hier in Portugal, noch kaum einer kennt, sind:
Joaquim Teófilo Fernandes Braga (1843 – 1924)
Amtszeit: 05. Oktober 1910 – 03. September 1911
Amtsdauer: 333 Tage
João Pinheiro Chagas (1863 – 1925)
Amtszeit: 03. September – 12. November 1911
Amtsdauer: 70 Tage
Augusto César de Almeida de Vasconcelos Correia (1867 – 1951)
Amtszeit: 12. November 1911 – 16. Juni 1912
Amtsdauer: 217 Tage
Duarte Leite Pereira da Silva (1864 – 1950)
Amtszeit: 16. Juni 1912 bis zum 23. September 1912
Amtsdauer: 99 Tage
Augusto César de Almeida de Vasconcelos Correia (1867- 1951)
Amtszeit: 23. September – 30. September 1912
Amtsdauer: 7 Tage
Duarte Leite Pereira da Silva (1864 – 1950)
Amtszeit: 30. September 1912 – 09. Januar 1913
Amtsdauer: 101 Tage
Afonso Augusto da Costa (1871 – 1937)
Amtszeit: 09. Januar 1913 – 09. Februar 1914
Amtsdauer: 1 Jahr und 31 Tage
Bernardino Luis Machado Guimarães (1851 – 1944)
Amtszeit: 9. Februar – 12. Dezember 1914
Amtsdauer: 306 Tage
Vítor Hugo de Azevedo Coutinho (1871 – 1955)
Amtszeit: 12. Dezember 1914 – 25. Januar 1915
Amtsdauer: 44 Tage
Joaquim Pimenta de Castro (1846 – 1918)
Amtszeit: 25. Januar – 14. Mai 1915
Amtsdauer: 109 Tage
José Maria Mendes Ribeiro Norton de Matos (1867 – 1955)
António Maria da Silva (1872 – 1950)
José de Freitas Ribeiro (1968 – 1929)
Alfredo Ernesto de Sá Cardoso (1864 – 1950)
Álvaro Xavier de Castro (1878 – 1928)
Amtszeit: Regierten alle gemeinsam in einer Verfassungsjunta vom 14. – 15. Mai 1915
Amtsdauer: 1 Tag
João Pinheiro Chagas (1863 – 1925)
Amtszeit: 15. – 17. Mai 1915
Amtsdauer: 2 Tage
José Ribeiro de Castro (1868 – 1929)
Amtszeit: 17. Mai – 04. September 1915
Amtsdauer: 110 Tage
Afonso Augusto da Costa (1871 – 1937)
Amtszeit: 04. – 05. September 1915
Amtsdauer: 1 Tag
José Ribeiro de Castro (1868 – 1929)
Amtszeit: 05. September – 29. November 1915
Amtsdauer: 85 Tage
Afonso Augusto da Costa (1871 – 1937)
Amtszeit: 29. November 1915 – 15. März 1916
Amtsdauer: 107 Tage
António José de Almeida (1866 – 1929)
Amtszeit: 16. März 1916 – 25. April 1917
Amtsdauer: 1 Jahr und 39 Tage
Afonso Augusto da Costa (1871 – 1937)
Amtszeit: 25. April – 06. Oktober 1917
Amtsdauer: 103 Tage
José Maria Mendes Ribeiro Norton de Matos (1867 – 1955)
Amtszeit: 07. bis zum 25. Oktober 1917
Amtsdauer: 18 Tage
Afonso Augusto da Costa (1871 – 1937)
Amtszeit: 25. Oktober – 18. November 1917
Amtsdauer: 24 Tage
José Maria Mendes Ribeiro Norton de Matos (1867 – 1955)
Amtszeit: 18. November – 08. Dezember 1917
Amtsdauer: 21 Tage
António Maria de Azavedo Machado Santos (1875 – 1921)
José Feliciano da Costa Júnior (1884 - 1929)
Sidónio Bernardino Cardoso da Silva Pais (1872 – 1918)
Amtszeit: Regierten alle drei gemeinsam in einer revolutionären Junta vom 08. Dezember – 11. Dezember 1917
Amtsdauer: 3 Tage
Sidónio Bernardino Cardoso da Silva Pais (1872 – 1918)
Amtszeit: 11. Dezember 1917 – 14. Dezember 1918
Amtsdauer: 1 Jahr und 3 Tage
António Egas Moniz (1874 – 1955)
João do Canto e Castro (1862 – 1934)
João Tamagnini Barbosa (1883 – 1948)
Jorge Couceiro da Costa (1858 – 1937)
Álvaro César de Mendonça (1875 – 1959)
João Alberto Azavedo Neves (1877 – 1955)
Alexandre de Vasconcelos e Sá (1872 – 1929)
José Alfredo Mendes de Magalhães (1870 – 1957)
Henrique Forbes Bessa
José João Pinto da Cruz Azevedo (1888 - )
Eduardo Fernandes de Oliveira
Amtszeit: bildeten gemeinsam eine Militärjunta, vom 14. – 15. Dezember 1918
Amtsdauer: 1 Tag
João do Canto e Castro (1862 – 1934)
Amtszeit: 15. – 23. Dezember 1918
Amtsdauer: 8 Tage
João Tamagnini Barbosa (1883 – 1948)
Amtszeit: 23. Dezember 1918 – 27. Januar 1919
Amtsdauer: 35 Tage
José Carlos de Mascarenhas Relvas (1858 – 1929)
Amtszeit: 27. Januar 1919 – 30. März 1919
Amtsdauer: 62 Tage
Domingos Leite Pereira (1882 – 1956)
Amtszeit: 30. März – 29. Juni 1919
Amtsdauer: 91 Tage
Alfredo Ernesto de Sá Cardoso (1864 – 1950)
Amtszeit: 29. Juni 1919 – 15. Januar 1920
Amtsdauer: 200 Tage
Francisco José de Meneses Fernandes Costa (1857 – 1925)
Amtszeit: regierte am 15. Januar1920
Amtsdauer: nur knappe fünf Minuten
Alfredo Ernesto de Sá Cardoso (1864 – 1950)
Amtszeit: 15. – 21. Januar 1920
Amtsdauer: Regierte nach seiner Wiederernennung noch weitere 6 Tage
Domingos Leite Pereira (1882 – 1956)
Amtszeit: 21. Januar – 08. März 1920
Amtsdauer: 47 Tage
António Maria Baptista (1866 – 1920)
Amtszeit: 08. März – 06. Juni 1920
Amtsdauer: 90 Tage
José Ramos Preto (1871 – 1949)
Amtszeit: 06. – 26. Juni 1920
Amtsdauer: 20 Tage
António Maria da Silva (1872 – 1950)
Amtszeit: 26. Juni – 19. Juli 1920
Amtsdauer: 23 Tage
António Joaquim Granjo (1881 – 1921)
Amtszeit: 19. Juli – 20. November 1920
Amtsdauer: 124 Tage
Álvaro Xavier de Castro (1878 – 1928)
Amtszeit: 20. – 30. November 1920
Amtsdauer: 10 Tage
Liberato Damião Ribeiro Pinto (1880 – 1949)
Amtszeit: 30. November 1920 – 02. März 1921
Amtsdauer: 273 Tage
Bernardino Luis Machado Guimarães (1851 – 1944)
Amtszeit: 02. März – 23. Mai 1921
Amtsdauer: 82 Tage
Tomé José de Barros Queirós (1872 – 1925)
Amtszeit: 23. Mai – 30. August 1921
Amtsdauer: 99 Tage
António Joaquim Granjo (1881 – 1921)
Amtszeit: 30. August – 19. Oktober 1921
Amtsdauer: 50 Tage
António Manuel Maria Coelho (1857 – 1943)
Amtszeit: 19. Oktober – 05. November 1921
Amtsdauer: 17 Tage
Carlos Henrique da Silva Maia Pinto (1866 – 1932)
Amtszeit: 06. November – 16. Dezember 1921
Amtsdauer: 41 Tage
Francisco Pinto da Cunha Leal (1888 – 1970)
Amtszeit: 16. Dezember 1921 – 06. Februar 1922
Amtsdauer: 52 Tage
António Maria da Silva (1872 – 1950)
Amtszeit: 06. Februar 1922 – 15. November 1923
Amtsdauer: 1 Jahr und 282 Tage
António Ginestal Machado (1874 – 1940)
Amtszeit: 15. November – 18. Dezember 1923
Amtsdauer: 33 Tage
Álvaro Xavier de Castro (1878 – 1928)
Amtszeit: 18. Dezember 1923 – 06. Juli 1924
Amtsdauer: 201 Tage
Alfredo Rodrigues Gaspar (1865 – 1938)
Amtszeit: 06. Juli – 22. November 1924
Amtsdauer: 139 Tage
José Domingues dos Santos (1885 – 1958)
Amtszeit: 22. November 1924 – 15. Februar 1925
Amtsdauer: 85 Tage
Vitorino Máximo de Carvalho Guimarães (1876 – 1957)
Amtszeit: 15. Februar – 01. Juli 1925
Amtsdauer: 136 Tage
António Maria da Silva (1872 – 1950)
Amtszeit: 01. Juli – 01. August 1925
Amtsdauer: 31 Tage
Domingos Leite Pereira (1882 – 1956)
Amtszeit: 01. August – 17. Dezember 1925
Amtsdauer: 138 Tage
António Maria da Silva (1872 – 1950)
Amtszeit: 17. Dezember 1925 – 30. Mai 1926
Amtsdauer: 164 Tage
Am 28. Mai 1926 setzt General Manuel de Oliveira Gomes da Costa mit einem Militäraufstand dem Trauerspiel der Ersten Republik in Portugal ein Ende.
Er löst das Parlament auf und setzt die Verfassung außer Kraft.
Aber kaum ist Portugal von einem Trauerspiel befreit, schon beginnt für das Land ein neues.
Nach mehreren Militärputschen wird António de Oliveira Salazar 1933 Ministerpräsident eines ständisch-autoritären Staates, nach faschistischem Vorbild.
Der „Estado Novo“ (dt.: Neue Staat) wird geboren und sollte bis 1974 überleben!
Samstag, 2. Februar 2013
Die Fünf-Minuten-Regierung
Als am 05. Oktober 1910 ein paar radikale Mitglieder der Republikanischen Partei Portugals (port.: Partido Repúblicano Português) vom Balkon des Lissabonner Rathauses die Republik ausriefen, fand die Monarchie, gezwungener Maßen, in Portugal ihr vorzeitiges Ende.
Anstatt, wie es die Republikaner damals versprochen hatten, Portugal Frieden, Fortschritt, Ordnung und Stabilität zu bringen, brachte die Erste portugiesische Republik (port.: Primeira Republica Portuguêsa), die von 1910 bis zur Gründung der Diktatur des Estado Novo im Jahre 1926, 16 Jahre lang dauerte, dem Land eher eine Menge Chaos, Unstabilität und Extremismus.
Man kann nicht sagen, dass in den ersten Jahren nach der Monarchie, ein politisches Amt in Portugal etwas dauerhaftes oder langlebiges gewesen wäre.
Im Gegenteil, in 16 Jahren brachte es die Erste Republik immerhin auf acht Staatspräsidenten, 20 Staatsstreiche und sage und schreibe 44 Regierungen!
Den traurigen Rekord, was die Kurzlebigkeit einer Regierung angeht, hält hierbei der aus Foz de Arouce, bei Lousã, stammende Rechtsanwalt Francisco José de Meneses Fernandes Costa.
Er stand seiner Regierung als Präsident des Ministerrates (port.: Presidente do Concelho de Ministros), was dem heutigen Titel eines Premierministers gleichkommt, gerade mal fünf Minuten vor!
Fernandes Costa, der von Haus aus Rechtsanwalt war, hatte zuvor schon mehrere politische Ämter bekleidet.
Unter anderem war er von Juni 1912 bis zum Januar 1913 Minister der Marine, ein Amt das er im Jahre 1915 noch einmal für ganze zwei Tage, vom 15. bis zum 17. Mai, innehatte.
Vom März 1916 bis zum April 1917 war er, immerhin für 13 Monate, Bauminister!
Am 14. Januar 1920 berief der damalige Präsident der Republik, António José de Almeida, seinen Parteifreund Fernandes Costa zum neuen Premierminister.
Am nächsten Tag, dem 15. Januar, befand sich Fernandes Costa am Morgen in seinem Büro am Terreiro do Paço, in der Junta do Crédito Público (dt.: Öffentliche Kreditverwaltung), dessen Präsident er war.
Nachdem er von seiner Nominierung erfahren hatte, wartete er auf die Autoeskorte die ihn und einpaar seiner zukünftigen Minister zum Amtssitz des Staatspräsidenten, dem Palacio de Belém, zu ihrer Vereidigung bringen sollte.
Als sie die Autos besteigen wollten, gruppierte sich eine Menschenmenge vor dem Gebäude, die vom militanten Arm des Partido Democrático (port.: Demokratische Partei), die doch eher radikal als demokratisch waren, angestachelt wurden, und den zukünftigen Premierminister tätlich angriffen, bespuckten und mit Steinen bewarfen.
Als die herbeigerufene Sicherheitspolizei GNR (port.: Guarda Nacional Repúblicana = dt.: Republikanische Nationalgarde), die damals unter der Leitung extremer Militärs stand, keine Anstalten machte die zukünftigen Minister zu schützen und der Mob schließlich das Gebäude stürmte, beschloss Fernandes Costa durch den Hinterausgang zu fliehen.
Wie vereinbart fuhr Fernandes Costa nach Belém, zum Amtsitz des Staatspräsidenten.
Dort legte er sein Amtseid vor Präsident António José de Almeida ab.
Doch angesichts der Geschehnisse vom Tag, bat er diesen gleich danach um seinen Rücktritt.
Zwischen Amtseid und Amtsverzicht von Francisco José de Meneses Fernandes Costa sollen an diesem 15. Januar 1920 ganze fünf Minuten gelegen haben!
Fünf Minuten, die als die „Fünf-Minuten-Regierung“ (port.: „Governo dos Cinco Minutos“) in die portugiesischen Geschichtsbücher eingegangen ist.