Dienstag, 27. Juli 2010
Eselsohren: „Dona Amélia“
Heute möchte ich Euch und Ihnen ein Buch ans Herz legen, welches mir eine Menge Spaß beim lesen gebracht hat.
Es handelt sich hierbei um die Romanbiografie der letzten portugiesischen Königin Amélia, die mit vollem Namen Maria Amélia Luísa Helena de Bourbon Orleães e Bragança hieß, und die 1865 im englischen Twickenham, als erste Tochter der Grafen von Paris (port.: Condes de Paris), geboren wurde.
„Eine Königin flüchtet nicht, und lässt ihr Land und ihr Volk im Stich“ – nach diesem Motto lebte Königin Amélia ein Leben lang.
Aber das Schicksal sollte sie eines anderen belehren.
Amélia war eine von der Tragödie gezeichnete Frau, als sie am 05. Oktober 1910, von Ericeira aus, nach Ausrufung der Republik in Portugal, ins englische Exil gehen musste.
Exil – dieses verfluchte Wort, hatte sie und ihre ganze Familie ein Leben lang verfolgt, und sollte sie nun weiter verfolgen, bis an ihr Lebensende.
Mit Jubel wurde sie als Prinzessin 1886, als Braut von Kronprinz Carlos, in Lissabon empfangen.
Und als Prinzessin war sie auch eine zeitlang glücklich.
Aber mit der Zeit wurde aus der glücklichen Prinzessin eine unglückliche Königin.
Ihr Mann, der König, betrog sie nach Strich und Faden mit anderen Frauen, die Politiker, egal welcher Partei, sahen in ihr nur die „Französin“ und der Hof intrigierte und konspirierte gegen sie, wo es nur konnte.
In dem Buch „D. Amélia – A rainha exilada que deixou o coração em Portugal“ (dt.: „Amélia – Die Königin im Exil, die ihr Herz in Portugal zurückließ“) erzählt die Bestsellerautorin Isabel Stilwell, in einem Roman, die Geschichte der letzten Königin Portugals, die 24 Jahre in einem Land lebte, das sie wie ihr eigenes liebte.
Obwohl dieses Land ihr alles nahm was sie liebte: ihren Erstgeborenen und ihren Ehemann, die beide bei einem Attentat am 01. Februar 1908, in Lissabon starben.
Isabel Stilwell hat wieder einmal ein wunderbares Buch geschrieben, das mich sehr gefesselt hat und das auch sie, sollten sie der portugiesischen Sprache mächtig sein, fesseln wird.
Erschienen ist das Buch im Verlag „A esfera dos livros“.
Wie viel ist Portugal eigentlich wert?
In Zeiten der Krise, in der manche Länder am Rande des Ruins und der Verzweiflung stehen, gibt es immer den einen oder anderen Vorschlag von Außenstehenden, der zwar gut gemeint ist, sich dann aber doch leider als blödsinnig erweist.
Als, z.B. in diesem Frühling, Griechenland kurz vor seinem Staatsbankrott stand, schlugen manche Deutsche Politiker den Griechen vor, sie mögen doch einige ihrer Inseln verkaufen, damit sie ihre finanzielle Lage verbessern könnten.
Mit Verlaub: auf solch eine Idee, kann auch nur ein deutscher Politiker kommen!
Natürlich würde Griechenland das niemals tun.
Aber hier in Portugal hat dieser Vorschlag den einen oder anderen angeregt, mal nachzuforschen, wie viel denn Portugal so wert wäre, wenn es zum Verkauf stehen würde.
Nun, stünde Portugal zum Verkauf, würde der Staat, alleine an Grundstückspreisen, die stolze Summe von 8,1 Billionen Euro erzielen, so die Zeitschrift „Sábado“ in ihrer Ausgabe von dieser Woche.
8,1 Billionen Euro, das wären 88,- Euro pro Quadratmeter.
Das Problem wäre nur, einen Käufer zu finden, der diese ungeheure Summe aufbringen würde können.
Selbst der reichste Mann der Welt, der Mexikaner Carlos Slim, wäre dazu nicht in der Lage, außer er würde seinen finanziellen Besitz 151 Mal multiplizieren können.
Selbst wenn Carlos Slim nur die Grundstücke Lissabons kaufen würden wollen, müsste er einen Kredit aufnehmen, denn die Grundstücke in der Hauptstadt sind, laut renommierter Grundstücksmakler, über eine Billion Euro wert!
Natürlich wären 8,1 Billionen Euro für Portugal ein Segen.
Alleine 0,2 % dieser Summe würden ausreichen, um das erwartete, kommende Haushaltsdefizit für das Jahr 2010, immerhin 13,8 Milliarden, auszugleichen.
Und 2,3 % dieses Betrages würde reichen, die ganzen Staatsschulden zu tilgen.
Würde man die 8,1 Billionen Euro unter den 10,627 Millionen Portugiesen aufteilen, dann wäre jeder Bürger dieses Landes um 762.000 Euro reicher.
Aber da der Verkauf der Portugiesischen Nation wohl außer Frage steht, könnte man vielleicht darauf kommen, ein paar historische Gebäude zu veräußern.
So würde der Forte do Bugio (bitte lesen sie hierzu auch mein post „Der Leuchtturm von Bugio“ vom 21.07.2009) immerhin 10 Millionen Euro einbringen, der Palast von Palmela (port.: Palácio de Palmela) wäre zwischen 20 und 40 Millionen Euro zu haben.
Der Palácio de Seteais (dt.: Palast von Seteais), bei Sintra, würde die stolze Summe von 30 Millionen einbringen und der Quartel dos Lóios (dt.: Kaserne von Lóios), an der Lissabonner Burg gelegen, wäre zu einem Schnäppchen von 3 Millionen Euro zu haben.
Auch die portugiesischen Inseln mitten im Atlantik würden einiges einbringen.
So würden die Berlenga-Inseln (port.: Ilhas Berlengas) vor Peniche ca. 25 Millionen Euro einbringen und die Ilhas Desertas, ein paar unbewohnte Eilande vor der Insel Madeira, wären an die 10 Millionen wert.
Die Azoren-Inseln (port.: Ilhas dos Açores) und die Insel Madeira (port.: Ilha da Madeira) wären, was Grundstückspreise angeht, jeweils nicht unter 400 Millionen Euro zu haben.
So gesehen kann man bei Portugal nicht von einem Schnäppchen reden, wenn es um die Grundstücks- und die Immobilienpreise geht.
Deshalb, sollte die Krise nun größer werden, stelle ich freiwillig, als Patriot der ich bin, meinen Vorgarten zum Verkauf!
Dienstag, 20. Juli 2010
Dispensário de Alcântara
Von meinem Büro aus habe ich Sicht auf ein altes, ockerfarbenes Gebäude, mit einer riesigen Eingangstür und großen, hohen Fenstern, aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Dieses Gebäude hat zweifellos seine besten Jahre schon hinter sich, und das es heute überhaupt noch steht, und noch nicht einem modernen Büro- oder Wohnhauskomplex weichen musste, ist eher einem Zufall der Geschichte als einer gewollten Altstadtplanung zu verdanken.
An der Avenida Infante Santo, Ecke Rua Tenente Valadim, genau gegenüber dem Büro in dem ich arbeite, auf der anderen Straßenseite, steht der 1893 erbaute Dispensário de Alcântara, damals noch Dispensário Real de Alcântara, wobei „Real“ für „königlich“ steht.
Ein „dispensário“ kann man als eine „ärztliche Beratungsstelle“ übersetzen oder „Ärztehaus“.
In diesem Fall war der dispensário „ein Erste-Hilfe-Posten für Bedürftige und Arme“, vor allem für Kinder bis 12 Jahre.
An dem Platz, an dem heute dieses Gebäude steht, stand vorher schon ein anderes, in dem Kinder ärztlich untersucht und behandelt wurden.
Hier bekamen sie jeden Tag frische Milch zu trinken, frisches Obst und eine warme Mahlzeit zu essen.
Und hier wurden sie auch auf die Wichtigkeit von Hygiene und Sauberkeit unterwiesen.
Die größte Unterstützerin des Dispensário Real de Alcântara, und die Verantwortliche für den Bau der heute noch steht, war die damalige Königin Amélia von Orleans und Bragança (port.: Amélia de Orleães e Bragança), Ehefrau von König Carlos I.
Königin Amélia, eine gebürtige Französin, setzte sich mit viel persönlichem und finanziellem Engagement, auch gegen den Willen vieler republikanischer und anderer politischer Widersacher, für diese von Dominikanerschwestern geführte und vom Oberarzt Dr. Augusto da Silva Carvalho geleitete Anlaufstelle für arme, verwahrloste und zum Teil misshandelte Kinder, ein.
Die Königin und ihre beste Freundin, Mariana, Condessa de Sabugosa (dt.: Mariana, Gräfin von Sabugosa), die auch gleichzeitig eine ihrer Hofdamen war, verbrachten viel ihrer Freizeit im dispensário bei der Pflege der vielen Kinder die sich tagtäglich auf den Weg nach Alcântara machten um dort behandelt zu werden.
Die Königin stattete dem dispensário, sehr zum Missfallen ihres Mannes, mehrmals in der Woche einen Besuch ab.
Ein altes Kachelgemälde (port.: Painel de Azulejos), das früher an der Veranda des dispensários angebracht war, und welches heute im Lissabonner Apothekermuseum zu sehen ist, zeigt die Königin bei einem dieser Besuche.
Nach dem Attentat auf König Carlos I im Jahre 1908, den Königin Amélia nur knapp überlebte, und nach dem Sturz der Monarchie im Jahre 1910, waren auch die Tage des dispensários gezählt.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste der Dispensário de Alcântara, aus Geldmangel, seine Tore schließen.
Das das Gebäude heute noch steht, ist wie schon gesagt, ein glücklicher Zufall der Geschichte.
Denn in einer Stadt, in der normalerweise wenig zimperlich mit alten Stadtpalästen, Bürgerhäusern, Kirchen und anderen alten Bauwerken umgegangen wird, ist es schon fast ein Wunder das dieses alte Gebäude noch steht.
Altes abreißen und Neues bauen, das ist hier in Portugal leider noch immer die traurige Normalität.
Und wenn dann Stadtarchitekten ihre modernen Bausünden aus Glas und Beton in eine Reihe stellen wollen, wie den Barock oder die Gotik, dann ist das für mich so, als ob einer versucht mir eine Käsestulle als vollwertiges Mittagessens darzustellen.
Ich hoffe, ich werde noch lange, von meinem Bürofenster aus, den alten, prachtvollen dispensário sehen können!
Schönen Urlaub
Mit diesen „erfrischenden“ Bildern aus Lissabon und seinem Hausstrand Caparica möchte ich allen Lesern und Leserinnen von Planet Portugal, einen schönen Sommer wünschen und einen tollen Urlaub.
Viele werden wegfahren, Freunde besuchen, ausspannen oder zuhause bleiben und es sich auf Balkonia und Terrasia gemütlich machen.
Ich selber werde erst im Herbst in Urlaub fliegen, was bedeutet, dass Planet Portugal keinen Urlaub machen wird und sie weiterhin mit dem einen oder anderen Bericht unterhalten wird.
All meinen Lesern und Leserinnen wünsche ich auf diesem Wege einen schönen und erholsamen Urlaub.
Dienstag, 13. Juli 2010
11.° Festival do Caracol Saloio
Vom 16. Juli bis zum 26. Juli 2010, findet in dem Lissabonner Vorort Loures das „11.° Bauernschneckenfestival“ (port.: „11.° Festival do Caracol Saloio“) statt.
Das von der Stadtverwaltung Loures (port.: Câmara Municipal de Loures) organisierte Event findet im Stadtpavillon „Pavilhão Paz e Amizade“ statt und wird wieder einmal die Schnecke (port.: caracol), die zu einem der typischsten portugiesischen Snacks gehört, kulinarisch darbieten.
Der Portugiese an sich isst für gewöhnlich die Schnecken (port.: caracois) im Sommer, gerne Mittags, als Zwischenmahlzeit, mit einem kühlen Bier.
Und wenn wir hier von Schnecken reden, dann meine ich nicht die Weinbergschnecken (port.: caracoleta), die der Franzose so gerne isst, sondern die kleinen normalen Schnecken, die in Deutschland bei jedem Gartenfreund als bekämpfungswürdige Schädlinge gelten.
In Loures wird die Schnecke aber nicht bekämpft, sondern kulinarisch in den verschiedensten Varianten dargeboten, wie z.B. als
- Schneckenkroketten (port.: Pasteis de Caracois)
- Gefüllte Paprika mit Schnecken (port. : Pimentos com Caracois)
- Gefüllter Schinken mit Schnecken (port.: Rolinhos de Presunto com Caracois)
- Schneckensuppe (port.: Sopa de Caracois)
- Gefüllte Kartoffeln mit Schnecken (port.: Batatas recheadas com Caracois)
- Schneckenquiche (port.: Quiche de Caracois)
- Spaghetti mit Tomaten-Schneckensoße (port.: Esparguette com molho de Caracois),
und noch vieles mehr.
Natürlich ist bei all diesen Rezepten den Schnecken das Haus schon nach dem vorkochen entfernt worden, denn sonst wäre das ganze ja keine kulinarische Köstlichkeit, sondern eher ein kulinarischer Alptraum.
Das Festival ist jeden Tag von 17 Uhr bis 24 Uhr geöffnet, an den Wochenenden sogar ab 16 Uhr.
Wer sich noch nie kulinarisch an diese kleinen Schleimer rangewagt hat, der sollte die nächsten Tage nach Loures fahren, um es dort auszuprobieren.
Denn dort wird es ihm leicht gemacht die Schnecke nicht von ihrer schleimigen, sondern auch mal von ihrer leckeren Seite zu bewundern.
Dienstag, 6. Juli 2010
Bedrohte Artenvielfalt
Heute wurde die neue „Rote Liste der bedrohten Tierarten in Portugal“ (port.: „Livro Vermelho dos Vertebrados de Portugal“) veröffentlicht.
Demnach leben zur Zeit, in Portugal und auf seinen Inseln, 399 verschiedene Vogelarten (port.: aves), 129 Säugetierarten (port.: mamíferos), 46 Reptilien (port.: répteis), 20 Amphibien (port.: anfíbios) und 73 verschiedene Flussfischarten (port.: peixes de água doce).
Von den 399 Vogelarten stehen leider 96 auf der Roten Liste, sind also somit vom Aussterben bedroht. Darunter sind der Fischadler (port.: Águia-pesqueira / lat.: Pandion haliaetus) und der Königsgeier (port.: Abutre-preto / lat.: Aegypius monachus).
Von den Säugern stehen 25 kurz vor der völligen Ausrottung, darunter der Iberische Luchs (port.: Lince-ibérico / lat.: Lynx pardinus), der Wolf (port.: Lobo / lat.: Canis lupus) und die Bergziege (port.: Cabra-montês /lat.: Capra pyrenaica).
Bei den Reptilien stehen z.B. die Furchenpanzerschildkröte (port.: Cágado-de-carapaça-estriada / lat.: Emys orbicularis) und die Seoaneviper (port.: Vibora de Seoane / lat.: Vipera seoanei) unter akuter Ausrottungsgefahr. Insgesamt 9 Reptilien stehen auf der Roten Liste.
Bei den Flussfischen sind fast 1/3 vom Aussterben bedroht, nämlich 22 Arten. Darunter sind der Flussneunauge (port.: Lampreia-do-rio / lat.: Lampetra fluviatilis), der Aal (port.: Enguia / lat.: Anguilla anguilla) und die Alse (port.: Sável / lat.: Alosa alosa).
Vor allem die Begradigung der Flüsse, die teilweise schlechte Wasserqualität und die vielen Staudämme machen diesen Wasserbewohnern ein überleben schwer.
Von den in Portugal lebenden 20 Amphibienarten sind glücklicherweise nur 2 Arten vom Aussterben bedroht, nämlich der Lusitanische Salamander (port.: Salamandra lusitânica / lat.: Chioglossa lusitanica) und der Plattmolch (port.: Tritão-palmado / lat.: Triturus helveticus). Alle 18 anderen sind in ihren Beständen einigermaßen sicher.
Der Tierschutz hat in den letzten Jahren in Portugal einen großen Auftrieb erhalten und viel Unterstützung.
Man geht heute mit der Umwelt, und somit auch mit dem Tierschutz, wesentlich konsequenter um.
So kommt es, dass heute weniger Tiere auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten aufgeführt werden als noch vor einigen Jahren.
Vor allem bei den endemischen Tierarten, d.h. Tierarten die nur in Portugal und den Inseln Madeira und Azoren vorkommen und sonst nirgendwo auf der Welt, gibt es in den letzten Jahren positive Zahlen zu vermelden.
So ist z.B. die Population des Madeira-Seelöwen, der nur auf einigen kleinen unbewohnten Inseln, die der Insel Madeira vorgelagert sind, vorkommt, in den letzten Jahren von durchschnittlich 200 Stück auf 240 Stück gewachsen.
Nichtsdestotrotz ist die biologische Artenvielfalt (port.: biodiversidade) in Portugal weiterhin in Gefahr!